Es gibt eine Sichtweise, mit dem Leben umzugehen, die kleine Kinder noch ziemlich gut beherrschen: Sie sind auf alles neugierig. Sie bewerten die Dinge noch nicht mit gut oder schlecht, weil sie das erst später lernen werden.
Das wurde mir wieder klar, als neulich eine 80-jährige Frau erzählte, wie sie als kleines Kind mit der Familie aus der Ostzone geflüchtet und im Renchtal gelandet ist. Manchen ihrer Familienangehörigen gelang es nicht und sie wurden verhaftet. So erzählte sie ein bisschen von der Zeit damals und meinte dann: „Wir Kinder hatten damals ja sogar Spaß daran. Das war ein aufregendes Abenteuer. Wir haben das alles ja noch nicht so richtig verstanden.“
Ist das nicht erstaunlich?
Und gestern saß ich im EuropaPark in ein paar Fahrgeschäften, in denen man rasant vorwärts saust – entweder real oder simuliert, aber der Körper reagiert darauf enorm. Es ist klar, dass man der Situation nun ausgeliefert ist und sie nicht stoppen kann.
So war ich für einen Moment versucht, mich zu ängstigen. Doch dann beschloss ich, es mit allen Sinnen zu genießen, riss meine Augen auf, spürte das Geschehen jeder Sekunde, genoss das Kribbeln im Magen und lachte lauthals.
Befreit stieg ich danach wieder aus und war erstaunt, wie das Erlebnis mich gelockert und entspannt hatte.
Heute habe ich dann darüber nachgedacht, wieviel einfacher doch alle Herausforderungen sind, wenn man ihnen mit Neugier begegnet. Ablehnung von dem, was ist, baut eine riesige Blockade auf. Angst lähmt und lässt uns versteinern.
Mit Lust und Neugier an etwas heranzugehen, setzt Energie frei und hält uns in Fluss. Die Neugier hilft uns außerdem offen zu bleiben für das, was kommen mag. So können wir flexibler reagieren und Unterstützung auf dem Weg erkennen.
Ob kleine Aufgaben, größere Herausforderungen oder gar Krisen, in die wir einfach hineingeworfen werden: Mit der Neugier eines Kindes kommen wir viel leichter durch alles hindurch. Und kombiniert mit der Tatkraft und dem Verstand eines Erwachsenen können wir unseren guten Beitrag leisten.
Alles Liebe dafür wünscht dir
Helga