Krisen sind heftige Zeiten. Sie wirbeln das gewohnte Leben durcheinander und schmerzen. Da kommt die Frage auf: Wozu brauche ich bitteschön eine Krise?
Und doch … danach bist du ein anderer Mensch als zuvor, und du kannst während der Krise die Weichen stellen, wer du sein möchtest.
Vor ein paar Jahren war ich fünf Wochen lang zuhause, meist liegend, zwischendurch im Krankenhaus. Es war eine dunkle Zeit und auch in meinem Leben war ich in eine Sackgasse geraten.
Ich wusste nicht, ob ich eine lebensbedrohende Krankheit hatte, und gleichzeitig hatte ich mich auch in einen Lebensstil manövriert, der mich krank machte.
Meine Highlights in dieser Zeit waren:
- Der Blick auf Bäume und den Himmel von der Couch aus.
- Inspirierende Bücher lesen.
- Wenn mein Liebster von der Arbeit kam und ich nicht mehr alleine war.
Und dann irgendwann:
- Die ersten Schritte im Garten.
- Das erste Glas fruchtiger Weißwein.
- Das erste Mal wieder das Haus verlassen.
- Die Freude, wieder zur Arbeit gehen zu können.
Es waren einfache Freuden und doch so bedeutend!
Seither bin ich viel dankbarer für diese Dinge und schätze sie viel mehr.
Ich gab meinem Leben eine neue Ausrichtung, denn meine Prioritäten hatten sich verändert. Meine Gesundheit stellte sich wieder ein und stabilisierte sich.
Was mir in diesen einsamen fünf Wochen sehr geholfen hatte und in Krisenzeiten immer half:
Ich ließ mich komplett hinein fallen.
Ich kämpfte nicht dagegen an, sondern nahm die Krise als etwas an, mit dem es jetzt umzugehen galt.
Meine tägliche Herausforderung bestand darin, aufzustehen, schnell das Wichtigste betr. Hygiene und Ernährung zu erledigen und mich dann wieder hinzulegen und aus der langen restlichen Zeit das Beste zu machen.
Eine weitere Herausforderung war, die Angst und Ungewissheit zu fühlen und sie immer wieder loszulassen. Den Schmerz wahrzunehmen und doch wieder ruhig zu atmen und mich zu entspannen.
Der ganze Prozess hat mich verwandelt.
Und genauso hatte ich das auch zuvor schon erlebt bei Tod, Trennungen, existenziellen Nöten und gescheiterten Träumen.
Den Schmerz zu fühlen bringt uns nicht um. Im Gegenteil:
Es macht uns seltsamerweise stärker.
Die Helden in Romanen und Filmen suchen sogar den Schmerz, denn sie wissen, dass sie verwandelt und gestärkt daraus hervor gehen werden – auch wenn es den Tod, die letzte große Wandlung, bedeuten könnte.
Vielleicht war auch Jesus solch ein Held, der den Tod besiegte durch das Vertrauen in seine Wandlungskraft. Und das geschah ja tatsächlich, wie seine Auferstehung als neuer Geist-Mensch uns bestätigte.
Da frage ich mich:
- Wovor soll ich denn Angst haben, wenn am Ende, früher oder später, ohnehin der Tod steht?
- Warum soll ich Krisen und Veränderungen scheuen, wenn die letzte große Krise unvermeidlich kommen wird, in der ich verwandelt wieder heim gehen werde?! Ich kann doch nie tiefer fallen als in Gottes Hand.
Alle Krisen vorher, die ich bewusst durchlebe und durchleide, bereiten mich vor und öffnen mich für die letzte große Verwandlung – um auch sie bewusst zu erleben und das Beste daraus zu machen.
Jede Krise auf dem Weg wurde kostbar für mich und beschenkte mich mit neuen Einsichten und noch mehr Vertrauen in das Leben. Und dafür bin ich dankbar.