„Arbeiten könnte so schön sein, wenn nicht ständig jemand stören würde.“
Das oder so etwas in der Art habe ich schon oft gehört und früher auch selbst gedacht. 😉
- Da hat man sich gerade am Schreibtisch in eine Arbeit vertieft und schon wieder klopft es an der Tür oder klingelt das Telefon.
- Da willst du ein paar Sachen ins Regal einräumen und schon wieder steht ein Kunde an der Kasse und wartet auf dich.
- Gerade hast du dich hingesetzt und prompt steht ein Gast am Tresen und will etwas von dir.
- Mitten in einer Arbeit platzt wieder ein Kollege herein und hat etwas Supereiliges mit dir zu klären.
- Der Vorgesetzte steht plötzlich da und hat einen neuen Auftrag für dich.
Wer kennt diese und ähnliche Beispiele nicht?!
Und wie viele von uns reagieren dann mit leichter Genervtheit bis hin zu Ärger. Man würde ja so gerne selbst seinen Tagesablauf bestimmen, aber fühlt sich ja als machtlose Marionette, die auf tausend Forderungen reagieren soll.
Schnell fängt man dann an zu kämpfen und überlegt, wie man denn die Umstände ändern könnte oder glaubt gar, man hätte den falschen Job und ein anderer wäre viel gemütlicher, besser etc.
„An mir liegt es nicht!“
Das habe ich auch lange gedacht. Es hat mich als Sekretärin viele Jahre Kampf, Nerven und Schokolade gekostet, bis ich leise bemerkte und dann schließlich voll begriff: Es liegt an mir!
Es liegt an meiner Blickrichtung, an meiner Art die Dinge zu sehen und zu bewerten!
Für was, glaube ich, bin ich denn in diesem Job angestellt? Dass Menschen zu mir kommen und ich Dienstleister für sie bin, ist ein Teil davon! Dass es stressig werden kann und Probleme geben wird, für die Lösungen gefunden werden müssen, ist zu erwarten.
„Ich bin ja machtlos!“
Diese Sklaven-Mentalität drückt dich nieder und gibt dir das Gefühl, dass du den Dingen hilflos ausgeliefert bist. Wobei du mit „den Dingen“ immer die äußeren Umstände meinst.
Dass du aber innerhalb der Rahmenbedingungen auch Spielraum hast und vor allem die Freiheit hast, wie du auf die Dinge reagierst, das ist auch eine Tatsache. Diese allein in Betracht zu ziehen, erfordert Mut, denn es kann passieren, dass deine alte, gemütliche Jammerkiste dann Vergangenheit ist. 😉
„Was kann ich tun?“
„Jetzt mal aber Butter bei die Fische!“, denkst du vielleicht. „Wie soll das nun konkret funktionieren?“
Zwei Schritte bringen die Lösung:
- Grenzen setzen
- Mit vollem Herzen bei dem Menschen sein, mit dem du gerade sprichst
Grenzen setzen
Grenzen setzt du immer dann, wenn du einen klaren Beginn und ein klares Ende definierst.
- Das kann ein kurzer Augenblick sein, in dem dich jemand etwas fragt und du antwortest.
- Das kann die Dauer eines Telefonats bedeuten.
- Das ist die Dauer des Gesprächs mit einem Kollegen.
- Das kann auch eine bestimmte Sprechzeit sein, die du an der Tür stehen hast und außerhalb derer du abschließt.
- Das heißt auch, einen nach dem anderen dran zu nehmen und nicht alle auf einmal reden zu lassen.
- Das kann sein, dass du für eine bestimmte Dauer in Absprache mit einem Kollegen dein Telefon umstellst, um konzentriert an einer Arbeit dran bleiben zu können.
- Das kann evtl. auch mal bedeuten, jemanden kurz warten zu lassen, um einen Gedanken oder einen Handgriff zu Ende zu bringen.
„Ja, aber ich bestimme doch gar nicht, wie lange ein Gespräch dauert, wenn ein Kunde etwas von mir will.“ sagst du dir jetzt womöglich. Oder: „Ich habe so viel zu tun, da geht das einfach nicht.“
Aber auch hier gilt es, die Blickrichtung zu ändern: Jedes Gespräch hat einen klaren Beginn. Und es hat ein Ende, wenn alles geklärt ist. Dass das möglichst zügig verläuft, dazu kannst du durch deine Lösungsbereitschaft beitragen. Und auch durch deine klare Kommunikation.
Entscheidend dabei ist dein Empfinden für die Grenze von Beginn und Ende. Du nimmst ganz bewusst wahr, dass du nun in einer neuen Situation bist und spürst genau, wenn der Abschluss dieser Situation da ist. – Und damit bin ich beim zweiten und wichtigsten Punkt:
Mit vollem Herzen bei dem Menschen sein
Ist dir bewusst, was gerade ansteht – nämlich zum Beispiel diesen Kunden in deinem Büro oder am Tresen nun zu bedienen – dann lasse dich ganz darauf ein, indem du Ja dazu sagst:
„Ja, ich bin nun ganz für dich da. Ich nehme dich als Mensch wahr. Ich interessiere mich für deine Fragen und was du gerade brauchst und bin für den kurzen Zeitraum, den wir Kontakt haben, mit voller Aufmerksamkeit hier. Und ich bin willens, schnell und effektiv Lösungen für deine Anliegen zu finden.“
Probiere es aus!
Du wirst feststellen, wie viel Freude das macht, auf diese Weise für andere da zu sein! Und sie fühlen sich wahr- und ernst genommen. Das wiederum verändert sofort die Gesprächsatmosphäre, was es noch angenehmer macht.
Bereitschaft statt Widerstand
Das Zauberwort ist im Grunde: Bereitschaft!
Und bereit zu sein, ist eine Frage des Bewusstseins und nicht der Zeit oder der Rahmenbedingungen.
Morgens aufzustehen und sich zu sagen
„Ich bin bereit für diesen Arbeitstag. Ich bin bereit für einen Haufen Fragen, Probleme, Telefonate und Aufgaben. Ich werde so aufmerksam für die Menschen da sein, wie ich kann, und ich werde Lösungen finden.“,
das weckt Freude und Abenteuergeist! Du weißt nie, was der Tag bringt, aber du lässt dich auf ihn ein und nimmst seine Herausforderungen gespannt an, in der Lust, sie zu bestehen.
Wie anders wird dein Tag verlaufen, wenn du ihn so beginnst! Wie befriedigt und zufrieden müde wirst du abends nach Hause gehen, den Arbeitstag klar abschließen und dich voll Freude deinem Privatleben widmen.
Fazit
Es braucht Beides:
Ein klares Empfinden für Grenzen und die Bereitschaft, sich aus ganzem Herzen auf andere einzulassen, was wiederum leicht fällt, wenn die Grenzen klar sind.
Dieses Prinzip kannst du übrigens auf viele Lebensbereiche anwenden.
Ich selbst bin auch noch eine fleißig Übende! 🙂