Momentan beschäftige ich mich mit Yoga-Atemübungen, die das vegetative System ins Gleichgewicht bringen und Stress reduzieren. Sie sind so einfach und so effektiv, dass ich richtig verblüfft bin.
Eine Übung davon wird als „Mantra der Umwandlung“ bezeichnet: Om Namah Shivaya
Doch was ist ein Mantra?
Mantra bezeichnet eine heilige Silbe, ein heiliges Wort oder einen heiligen Vers. Diese sind „Klangkörper“ einer spirituellen Kraft, die sich durch meist repetitives Rezitieren im Diesseits manifestieren soll. … Mantren können entweder sprechend, flüsternd, singend oder in Gedanken rezitiert werden. … Im Hinduismus, im Buddhismus und im Yoga ist das Rezitieren von Mantren während der Meditation sowie im Gebet üblich. Vor allem in der Spiritualität des östlichen Christentums spielt die Namensgläubigkeit im Zusammenhang mit mantrischen Gebetsformen (wie Jesus- oder Ruhegebet) eine bedeutende Rolle.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mantra, abgerufen am 06.11.2021
Das Mantra „Om Namah Shivaya“ in meinem Übungsbuch hilft, verbunden mit einer bestimmten Körper- und Fingerhaltung, Stress in Ruhe und emotionales Gleichgewicht umzuwandeln. Es hört sich dann bei mir so an:
Man hört es zwar nicht, aber beim Singen ist es fühlbar, wie sehr Brustkorb, Hals und Kopf vibrieren und wie wohltuend das wirkt.
Nun habe ich weiter recherchiert, was das Mantra eigentlich sagt. Man kann es übersetzen mit:
Om, ich verneige mich vor Shiva (dem Glückverheißenden).
Weiter heißt es dort:
Shiva ist einer der zahllosen Namen des einen göttlichen Sat-Chit-Ananda (Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit), das mit Worten nicht beschrieben werden kann und das verschiedene Heilige, Mystiker und religiös-spirituelle Traditionen mit den Namen Brahman, Krishna, Devi, Allah, Christus, Jahwe, Gott, Seelengrund, Göttliches Licht, Kosmische Energie, das Absolute oder eben Shiva benannt haben. Im Hinduismus gilt Shiva als dritter Teil der Trinität aus Brahma (Schöpfer), Vishnu (Erhalter) und Shiva (Zerstörer).
https://premayoga.ch/wissensbasis/om-namah-shivaya-mantra/, abgerufen am 06.11.2021
Shivas Akt der Zerstörung ist dabei als Zeichen der Gnade zu sehen und besteht in der Beseitigung der schlechten Eigenschaften wie Unwissenheit, Hass und Gier in der Welt und vor allem im Geist der Menschen. Somit arbeitet Shiva vor allem an der geistig-spirituellen Transformation des Menschen, die letztlich zur Gottverwirklichung oder Vereinigung mit Gott führen soll. Wortwörtlich übersetzt bedeutet Shiva einfach „glückverheissend, gütig, freundlich“.
Das ist doch faszinierend!
Gerade zur Zeit finde ich den Akt der Zerstörung in der Welt vor, und gleichzeitig gibt es so viel Unwissenheit, Hass und Gier.
Wenn dieser göttliche Shiva-Aspekt jetzt weiter wirkt, so ist das beängstigend, weil wir nicht wissen, wie sich unsere Gesellschaft und unser Leben verändern werden.
Doch bringen Krisen nicht immer auch mehr Mitmenschlichkeit hervor? Können wir vielleicht, anstatt in Angst zu verharren, unsere Arme weit für Shiva öffnen, damit er an der geistig-spirituellen Transformation des Menschen und damit von uns selbst weiter arbeiten kann?
Wenn die Verwandlung das letzte Ziel hat, uns zur Vereinigung mit Gott zu führen – was kann es da Schöneres geben? 🙂
Wenn ich mich vor dieser göttlichen Kraft Shiva – die ja nur ein Name für den nicht beschreibbaren Gott ist (siehe oben) – verneigen kann, dann fällt mir auch wieder die Zeile aus dem Vaterunser ein:
Herr, dein Wille geschehe
Beim Beten des Vaterunsers habe ich früher immer einen Impuls verspürt, der in meinem Kopf Gedanken erzeugte wie:
„Naja, ich weiß nicht, ob ich es gut finde, wenn ich mich noch einem Herrn unterwerfen soll. Mein Chef reicht mir schon.“ Oder es regte sich etwas wie Widerwillen in mir, weil mein Wille da offenbar gar nicht zählen sollte.
Dr. Christine Hober erzählt in Ihrem Artikel sehr schön über ihre eigenen Erfahrungen damit: https://www.dw.com/de/dein-wille-geschehe/a-42980853
In einer Neuübersetzung aus dem Aramäischen heißt es dann:
Lass Deinen Willen durch meinen geschehen
Quelle siehe in meinem Blogartikel darüber vom 14.04.2020: https://einfach-erfuellter-leben.de/2020/04/14/dein-wille-geschehe-vaterunser/
Es geht hier also auch um Hingabe an etwas Höheres, was dann durch mich fließt und durch mich wirkt. – Damit konnte und kann ich schon mehr anfangen.
Wobei ich mich dann frage:
Wie kann ich Gottes Willen erkennen?
Der Apostel Paulus schreibt dazu im Brief an die römische Gemeinde:
Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.
Bibel, Röm 12,2
Ich merke immer wieder, dass der Wille Gottes etwas mit Freude und Sehnsucht im Herzen zu tun hat. Es kribbelt im Herzen und zieht mich in eine bestimmte Richtung.
Oft habe ich dann auch erst mal Gegenstimmen im Umfeld und auch in mir. Und ich weiß gar nicht, was ich jetzt genau tun soll oder will. Oder warum ich etwas trotzdem tue, obwohl Argumente dagegen sprechen und es Risiko bedeutet. Aber da ist dieses freudige, lichtvolle Flattern im Herzen…
Es gibt immer eine kleine Möglichkeit, diesem Kribbeln in einem kleinen Schrittchen zu folgen.
Und so öffnen sich dann Türen und Dinge geschehen, die diesen Weg breiter und gangbarer machen. Und die Freude nimmt zu. – Also, es wird dann immer stärker fühl- und sichtbar, dass der Weg sich öffnet und es hier lang geht.
Und jedes Mal, wenn ich versucht bin zu glauben, Dinge werden so super, weil ich ja so toll bin und so viel kann, fühle ich mich nicht gut. Oder die Dinge stagnieren und nichts geht mehr vorwärts.
Gott will unsere Hingabe
Und so lerne ich immer mehr, dass Gott unsere Hingabe möchte. Dass er/sie durch uns wirken möchte – seinen/ihren Willen durch unseren Geschehen lassen, unser Denken erneuern und unseren Geist transformieren möchte.
So werden ich und meine Bedeutung in dieser Welt zunehmend egal, weil immer mehr zählt, was Gott durch mich wirken möchte.
Sind das alles nicht gute Nachrichten?
Ist es nicht tröstlich zu wissen, was für eine schöne Umwandlung das ist?
Und dabei ist es Gott völlig egal, welche Religion wir haben, weil das einfach Ausprägungen der Art sind, wie wir mit Gott in Verbindung treten können.
Und so darf ich vertrauen, dass alles gut wird und nichts mich wirklich gefährden kann. Denn ich stehe unter dem Schutz des Höchsten.
Ja, dies ist ein wirklich gangbarer Weg – gerade in dieser Zeit.
Om Namah Shivaya
Herzlichst,
deine Helga
P.S. Schreibe gerne in die Kommentare deine Erfahrungen oder weitere Erkenntnisse zu diesem Thema, die hier im Artikel noch fehlen.
7. November 2021 um 16:41
Liebe Helga,
wunderbar auf den Punkt gebracht und geschrieben. Ein Kapitel in meinem Buch beschreibt es ähnlich. Auch die Freude in mir, seinen Willen durch meinen geschehen zu lassen. Die Worte sind so in meinem Herzen fühlbar. Und Wandlung in uns und um uns herum in etwas kostbares und findet jeden Tag statt, besonders, wenn wir uns voller Vertrauen dafür öffnen. Auch wenn es manchmal holprig und wellig zugeht.
Herzlichst
Sabine Proft
8. November 2021 um 9:23
Oh, das freut mich sehr, liebe Sabine! 🙂
Alles Liebe und natürlich auch viel Freude und Erfolg mit deinem ersten Buch.
Herzliche Grüße
Helga