Von Fjodor Dostojewski stammt der Satz „Schönheit wird die Welt retten“. Seit vielen Jahren hat sich dieser Satz in mir eingeprägt. Er ist so wahr. Und dabei ist nicht etwa die oberflächliche Schönheit gemeint, durch die Menschen einem klassischen Schönheitsideal entsprechen. Und auch kein Wohnungseinrichtungsstil, der dem aktuellen „offiziellen“ Geschmack entspricht.
Ich glaube, Dostojewski meinte damit etwas Tiefes und Authentisches, was durch Oberflächen hindurchscheinen kann.
Wenn ein Mensch sich selbst lebt und ausdrückt, wirkt er auf uns echt – eben authentisch.
Wenn er mit seinem Herzen verbunden ist, gewinnt er Tiefe. Und dann strahlt etwas aus ihm, was ihn schön macht.
Als Kind liebte ich es, Dinge so lange zu betrachten, bis sie plötzlich ganz klar wurden und an den Rändern zu leuchten begannen – ob das eine Blume, ein Baum, ein Stuhl oder Worte auf Papier waren, es war mit allem möglich.
Noch heute geschieht es, wenn ich präsent bin, aufhöre zu hirnen (gar nicht so einfach, wenn es viel zu denken gibt) und ganz im Moment bin und einfach schaue. – Das ist solch ein Glück! Und alles wird schön dadurch! 🙂
„Schönheit wird die Welt retten …“
… das glaube ich auch. Gerade jetzt, wo sich vielerorts eine Weltuntergangsstimmung breit macht.
Wenn ich im Moment bin, so gewinnt alles Bedeutung. Auch Momente, die schwer sind und wo ich bedrückt bin, wo wieder einmal ein altes Trauma hochkocht oder wo ich schon wieder in eine alte Verhaltensweise zurück falle, die mir nicht gut tut: Bin ich willens, diese Momente wirklich zu erleben und zu fühlen, werden auch sie irgendwie „schön“ und können mir neue Erkenntnisse bescheren.
Doch natürlich ist es auch mir lieber, ich kann aktiv Schönheit erschaffen!
Genau deshalb liebe ich es über alles, klassische Musik in Kirchen zu singen. Die Musik hat in sich so viel Schönheit – wie begabt waren und sind doch diese Komponisten! Aus welchen Herzenstiefen haben sie ihre Stücke geschaffen! Wie vielfältig, überraschend und reich ist ihre Musik! (By the way: In meinem nächsten Projekt darf ich Vivaldi und Bach singen, juhuuu! 🙂 )
Und der Klang, der sich im Kirchenraum besonders schön entfaltet, transportiert Bedeutungen und Emotionen, die wir als Zuhörer direkt aufnehmen können. Sie wirken, ohne Umweg über das Denken. Das macht es so schön.
Und deshalb liebe ich es auch so, an meiner Gesangstechnik und am Klang immer weiter zu feilen. Denn der Klang kann immer noch freier, natürlicher und schöner werden. Und damit steigt auch meine Freude beim Singen immer weiter.
Menschen sehnen sich nach Schönheit
Ich wage zu behaupten, dass alle Menschen sich nach dieser Schönheit der Tiefe und Wahrhaftigkeit sehnen, in was auch immer sie diese finden. Sie ist nämlich überall enthalten.
Irgendwie hat diese Schönheit auch ganz viel gemeinsam mit dem, was wir Liebe nennen. Und Liebe – ja, also, die will ja wohl jeder in seinem Leben haben! 🙂
Wenn Schönheit die Welt retten kann, dann lass uns jetzt doch vehement Schönheit suchen und finden! Lass uns lieben und wahrhaftig sein. Es wird Zeit dafür.
Schöne Grüße,
deine Helga
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