„Stirb und werde!“, wie Goethe in seinem Gedicht „Selige Sehnsucht“ ausrief – das scheint ein Widerspruch zu sein!
Was dahinter steckt und wie es sein kann, dass du gewinnst, wenn du dich verlierst, möchte ich dir heute kurz erläutern.
Es gehört mit zu dem Schwersten, etwas los zu lassen, was einem vertraut und lieb geworden ist.
Ob das Menschen, Tätigkeiten, Verhaltensweisen oder das eigene Leben ist. – Immer ist es beängstigend und fühlt sich nach Tod an bzw. es stirbt tatsächlich etwas.
Besonders im Bereich der eigenen Ansichten und Verhaltensweisen erscheint es uns als gesetzt, wie wir sind. Und es gibt viele Gründe in unserer Lebensgeschichte, weshalb wir so geworden sind.
Wir fühlen ein „Recht darauf“, so zu sein, wie wir sind. Und dass wir dann Forderungen an die Umwelt stellen, die unserem „Sein“ gerecht werden sollen, ist irgendwie logisch und natürlich.
Und doch:
Gelangst du an einen Punkt, wo das eigene „Ich“ und die Umwelt, Menschen oder Verhältnisse nicht mehr zueinander passen, aber ein Entkommen gerade nicht möglich ist, ist die Krise vorprogrammiert:
Im besten Fall spürst du Ärger und Frust. Im gesteigerten Fall hast du einen Nervenzusammenbruch, wirst unglücklich oder depressiv. Im schlimmsten Fall kannst du an der Situation zerbrechen.
Doch glücklicherweise kannst du – solange du lebst – nachdenken und sprechen und handeln. Kommunizieren und Handeln wird die ungeliebte Situation verändern, weil du eine Bewegung in Gang bringst. – Doch was ist, wenn sich nicht genug bewegt? Wenn alles Tun keine Erleichterung bringt?
Albert Schweitzer sagte dazu:
„Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst.“
Und genau das ist so schwer! Denn wie oben schon erwähnt, halten wir unser Sein für geworden und feststehend.
Hast du mal versucht, deine Einstellung zu etwas zu ändern?
Ich finde, es ist immer wie viele Stimmen, die in einem schreien: „Nein! Auf gar keinen Fall!“ Und dann rennen Sie wie wild durcheinander und sind in Panik. Denn sie wissen, dass es ihr Ende bedeuten wird, wenn du die Entscheidung triffst, künftig anders zu sein. Sie werden nicht mehr gebraucht werden und schließlich eingehen und sterben.
Für diese sterbenden Stimmen in dir ist das eine Katastrophe! Es fühlt sich an, als ob du dich selbst verlierst und nicht mehr weißt, wer du denn dann sein sollst.
Doch für dich und deine Seele ist es die Chance zu einem Entwicklungssprung! Der Sprung findet dann statt, wenn du die Angst der Ego-Stimmen in dir aushältst, dem Prozess traust und dich hingibst – im Vertrauen darauf, dass du dann in etwas völlig Neues durchbrechen wirst. Und es lohnt sich:
- Mit einer neuen Sicht- und Verhaltensweise wirst du frei von alten Mustern, die dich beherrscht und eingeengt haben.
- Du erfährst dich selbst auf neue Weise.
- Du erlebst das Glück persönlicher Entwicklung.
- Du veränderst damit auch deine Umwelt. Denn bist du mit dir selbst wieder im Frieden, strahlst du das auch auf andere aus.
- Du wirst wieder kreativ und produktiv, weil deine Energie fließen kann.
- Du fühlst dich wohl, weil du im Fluss des Lebens bist.
Leben ist stetige Entwicklung!
Ich glaube, wir kommen im Leben immer wieder an solche Punkte, die uns krank machen können und gleichzeitig eine Chance zur Entwicklung beinhalten.
Problematisch ist nur, wenn wir in diesem Prozess denken oder von anderen gesagt bekommen, dass etwas mit uns nicht stimmt.
Hier wünsche ich uns eine neue Kultur des Krisenmanagements:
- Bewusstheit und Neugier auf das, was werden kann.
- Aushalten-Können bei mir und anderen, dass mit viel Tamtam, Angst und Tränen etwas in uns stirbt und neu wird.
Es ist nicht einfach. Und ich denke, es kann dafür auch gute Coaches geben.
Doch gehen darf jeder Einzelne von uns den Weg selbst.
Eine Motivation dazu kann vielleicht die Frage sein:
„Willst du frei und glücklich sein und entdecken, wer du sein kannst? Oder soll alles so bleiben wie es ist?“
Für solche Krisenzeiten gibt es ein wunderschönes Gebet von Nikolaus von der Flüe:
Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir,
was mich hindert zu Dir.
Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich fördert zu Dir.
Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen Dir.
Ich wünsche dir viel Freude und Lust am Werden!
Herzlichst,
Deine Helga
16. März 2018 um 15:47
Ich sitze hier und weine, weil ich will und doch mit dem Kopf gegen die Wand renne … das was mich terrorisiert kann ich kaum loslassen, obwohl ich “eigentlich“ will … auf diese Veränderung der Geisteshaltung hoffe ich schon so lange … wie oft muss ich mir immer und immer wieder diese Schmerzen einfangen? Bin ich dumm? … eigentlich nicht, dennoch muss ich mir die Frage stellen … es behindert mich oder ist es mir mein Schutz gegen die Veränderung … ich kenne die Antwort und dennoch …
16. März 2018 um 18:31
Liebe Alexandra,
du bist ganz gewiss nicht dumm. So geht es uns doch allen, dass der Kopf Antworten weiß, aber…
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich in diesen Herzensdingen irgendwann mit dem Willen nicht mehr weiter komme. Dann bete ich und bitte um Erlösung. Und früher oder später wird sie mir gewährt. Ich glaube, je früher ich mich in Gottes Hände lege, desto eher kann er/sie mich verwandeln.
Ich bete für dich.
Liebe Grüße von Helga