Heute möchte ich über etwas Heikles schreiben, das mir aber sehr auf der Seele liegt:
Warum Schmerz seine ganz eigene Schönheit hat und etwas Wertvolles ist
Sicher fragst du dich, was Schmerz und Schönheit gemein haben könnten und wie das zu einem erfüllten Leben beitragen soll. Schließlich will jeder Mensch Schmerz vermeiden und lieber glücklich und fröhlich sein. Aber wenn du etwas nachdenkst wirst du feststellen, dass kein Leben ganz ohne Schmerz verläuft und damit meine ich vor allem auch den psychischen Schmerz: Trauer, Ängste, Schwermut, Herzschmerz, Enttäuschung usw. – Wenn du darüber nichts hören möchtest, dann lies jetzt lieber nicht weiter.
Intensiv leben
Auch wenn es nicht prickelnd war:
Die Zeiten, in denen ich Schmerz erlebt habe – und das waren ziemlich viele – waren im Nachhinein die Wertvollsten, da sie das Leben ganz intensiv gemacht haben:
- Ein Mensch oder ein Projekt stirbt oder verlässt dich auf andere Art und du bist konfrontiert mit einem Schmerz, der dir im Herzen weh tut.
- Du hast viel für andere getan und es kommen anstatt Dank nur weitere Forderungen und Erwartungen auf dich zu.
- Du hast viel für etwas gearbeitet, aber der Erfolg, den du dir erhofft hast, stellt sich nicht ein.
- Dein Herz ist offen und weit und du möchtest lieben, erfährst jedoch Abweisung.
- Besonders nahe Menschen lassen dich spüren, dass sie nur einverstanden mit dir sind, wenn du so tickst wie sie es haben möchten, und du realisierst, dass es nie um dich sondern immer nur um sie selbst ging.
Solche Enttäuschungen tun wahnsinnig weh. Und berechtigt ist die Frage: „Für was bitteschön soll das gut sein?“
Mir hat immer geholfen, nicht vor dem Schmerz wegzulaufen, sondern ihn zu spüren und vor allem weiter zu atmen und nicht erstarrt die Luft anzuhalten. Oft lasse ich mich ganz hineinfallen und vom Schmerz durchdringen – ihn spüren, über ihn schreiben, mit ihm zu singen, ihn im Laufen durch den Körper pusten, das tut gut. Und dann geschieht, was ich selber doch immer wieder vergesse, wenn ich vor dem Berg an Gefühlen stehe: Eine Klarheit stellt sich plötzlich ein, eine Bewusstheit, die sagt: „Oh, wow! Ja, das tut sehr weh. Es sticht, es regt mich auf, es treibt mir die Tränen in die Augen.“
Das, was ist, ist gut so.
Und dann spürst du, dass es gut ist, dass du das jetzt fühlst. Dass es angemessen ist und dass dir dieser Schmerz wohlgesonnen ist.
Dann wird es plötzlich weit in dir und dein Herz öffnet sich mehr und mehr. Du fühlst dich ganz verletzlich und klar. Und du merkst, dass deine Sichtweise den Schmerz erzeugt hat und du sie auch ändern könntest:
- Die Zeit mit dem Menschen oder dem Projekt war einfach zu Ende, da alles seine Zeit hat.
- Du kannst dich am Geben freuen und deine Erwartungen loslassen, dass etwas zurück kommen müsste.
- Du überdenkst deine Definition von Erfolg und siehst, wie du mit deiner Arbeit gewachsen bist.
- Du kannst lieben und die Verantwortung loslassen, ob du zurück geliebt wirst.
- Du siehst, was andere von dir erwarten und kannst dich frei fühlen, wie du dem begegnen möchtest.
Fühle dich frei! Lass andere frei!
Das alles hat so viel mit Freiheit zu tun. Und es lässt dich als Mensch so schnell wachsen, wie nichts anderes es dir geben kann.
Deshalb: Hüte dich vor Menschen, die dir deinen Schmerz nehmen wollen, indem sie dich gleich heilen möchten oder dich zum Loslassen auffordern! Denn die Heilung geschieht von selbst und plötzlich ist auch der Zeitpunkt da, wo du ganz loslassen und weitergehen kannst.
Bitte versteh mich nicht falsch: Ich möchte nicht, dass du dich im Schmerz suhlst, sondern ihn einfach bewusst fühlst und dem vertraust, was dir das Leben hier gerade präsentiert. Du wirst immer wieder wanken und rausfallen und dich dann erinnern und wieder bewusst damit umgehen – und darauf kommt es an.
Das Leben als Einheit von Gegensätzen
Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Erfolg, Erfüllung und Freude nicht neben Schmerz und Trauer existieren könnten. In Wahrheit bilden sie eine Einheit. Das Leben gewinnt an Tiefe, wenn du bereit bist, alles anzunehmen, was es dir präsentiert. Deshalb rate ich zu einer gesunden Skepsis gegenüber allen Freude-, Glücks- und Erfolgsgurus, die „Tschakka“ rufen und dir sagen, dass du selber schuld bist, wenn du nicht so glücklich wie sie bist.
Das Leben ist so viel mehr.
Lass dich ganz darauf ein und spüre, wie das Leben mit dir arbeitet, mit dir spricht und dich sanft auffordert, dein Herzen immer mehr zu weiten.
Alles Liebe für dich
18. September 2016 um 14:10
Liebe Helga,
Danke für „Deine Geschichte“, Dein Erleben, Deine Wahrheit.
Für mich sehr berührend, wie Du diese Verbindung von Schmerz mit Schönheit beschreibst. Vielleicht singen wir ja eines Tages gemeinsam ein Lied davon 🙂
Kann ich diesen Beitrag von Dir auch auf meiner facebook-Seite verlinken – ist so etwas gewünscht von Dir?
Herzensgrüße
Jasmine
18. September 2016 um 14:54
Liebe Jasmine,
herzlichen Dank.
Ja, sehr gerne dürfen alle Artikel geteilt werden. Sie sind alle öffentlich. Ich werde demnächst noch die entsprechenden Hinweise mit in den Blog aufnehmen.
Danke und schöne Grüße sowie eine erfüllende Woche für dich
Helga
16. September 2016 um 8:49
Liebe Helga,
auch mich tröstet es ungemein, deine Worte zu lesen. Manchmal vergesse ich es einfach, alles zu fühlen, weil es mir zu schwer vorkommt. Du hast mich wieder daran erinnert, dass Heilung erst dann geschehen kann, wenn ich zu allem „ja“ sagen kann, was ich bin, was mir passiert ist. Vielleicht – da bin ich noch nicht – kann auch das ganz Schwere, was mein Herz so bedrückt, geheilt werden.
danke 🙂
Ann-Marie (ehemals Heidemaria)
16. September 2016 um 11:31
Liebe Ann-Marie,
ja, manchmal fühlt es sich an wie ein riesiger Berg, der einen zu erdrücken droht.
Ich bin überzeugt davon, dass Heilung immer geschehen kann, wenn wir es auch nicht „machen“ können. Es ist Gnade, wenn es passiert und ich kann durch meine Hingabe die Tür dafür öffnen.
Alles Liebe für dich
Helga
15. September 2016 um 20:34
Liebe helga ,
Ich bin sehr berührt von deinen worten.
Vielen Dank für deine Impulse . Das ist mein thema…. annehmen und loslassen.. wir haben ja schon kurz darüber geredet..
Ganz herzliche grüße von mir
16. September 2016 um 11:28
Liebe Ulli,
gern geschehen.
Ich wünsche dir alles Gute für diese herausfordernde Zeit.
Liebe Grüße
Helga
15. September 2016 um 14:33
Hallo Helga
Du hast es so treffend beschrieben. Ich freue mich jedes Mal, von dir zu lesen.
Ich wünsche dir noch einen wunderschönen Tag.
LG Luitgard
15. September 2016 um 18:37
Danke, Luitgard. Das freut mich sehr.
Dir auch alles Liebe
Helga
15. September 2016 um 8:24
Lieber Peter,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Genauso ist es: Zuerst kommt das Annehmen, dann gelingt auch das Loslassen.
Und Good vibrations helfen dabei natürlich immens! 🙂 Nicht zuletzt deshalb verbringe ich so viel Zeit mit Singen 🙂
Alles Liebe
Helga
15. September 2016 um 6:52
Hallo Helga. Das hast du sehr schön und treffend formuliert. Meine Arbeit mit den Stimmgabeln steht unter dem Motto „Leben im Einklang mit allem was ist“ und es macht Freude zu sehen, daß die Menschen immer mehr offen werden, ihren Schmerz als Teil ihres Lebens anzuerkennen, ihm aber zur rechten Zeit die Möglichkeit geben,
losgelassen zu werden, weil sein Sinn erkannt wird und die nötigen Veränderungen im Leben in Angriff genommen werden.
Weiter so! Ich wünsche dir allzeit Good vibrations!
Liebe Grüße, Peter