Ja, es waren schwere Zeiten gewesen. Damals fühlte es sich an, als ob dicke Krusten von Dunkelheit die wunderschöne Erde und ihre Bewohner bedeckten. Die Menschen ächzten und stöhnten. Viele waren wie gelähmt durch die Angst, die von der Dunkelheit ausgelöst wurde.
Während viele Leute damit beschäftigt waren, die Dunkelheit zu analysieren, ihre Verursacher ausfindig zu machen und darüber zu spekulieren, wer dafür die Verantwortung zu tragen hatte, wurden immer mehr Menschen hellsichtig. Sie konnten die Dunkelheit sehen. Nicht wie man einen Baum sieht, sondern mehr mit dem inneren Auge. Als würde da noch ein zusätzliches Auge erwachen, mit dem sie Dinge sehen konnten, die mehr aus Energie denn aus Materie bestanden.
Diese Menschen sahen nun also die Dunkelheit und das Leid auf der Welt. Es waren viele Frauen unter ihnen, aber auch Männer, die ihre einfühlsame Seite bewahrt hatten.
Das Leid der Menschen rührte ihr Herz an und sie fühlten den großen Schmerz, der viele zusätzlich belastete. Was konnten sie nur tun?
Sie folgten ihrer Intuition und taten Dinge, die voller Licht und Stärke waren: Sanft und leise sprachen, sangen, pflegten, trösteten, schrieben, webten und strahlten diese Menschen ihr Licht in die Dunkelheit hinein. So legten sie viele Spuren und Fäden aus Licht, die als feines Netzwerk das Dunkel zu durchdringen begannen.
Die Dunkelheit, welche die Erde einhüllte, schien immer noch dichter zu werden, doch die fleißigen Lichtweberinnen schufen auch gleichzeitig ein immer weiter verzweigtes Netz aus Licht. Unermüdlich gaben sie ihre Ruhe und ihre Liebe, ihr Tun und Sein in die Welt.
Und da geschah etwas, womit auch sie nicht gerechnet, ja, was sie bisher vielmehr nur geahnt hatten: All die gewobenen Lichtfäden durchdrangen mit der Zeit die Dunkelheit bis nach Außen und strahlten aus ihr heraus. Vom All aus gesehen sah die Erde zu dieser Zeit wie ein Lichtigel aus: Aus unzähligen Stellen leuchteten Lichtstrahlen aus den dunklen Wolken hervor und die ganze Erdatmosphäre begann immer mehr zu leuchten.
Diese Gegensätze von Licht und Dunkel waren natürlich auch im Inneren der Menschen spürbar und viele fühlten sich in jenen Tagen wie in einem Dampfkochtopf. Sie konnten sich nicht erklären, was mit ihnen los war und suchten nach Auslösern für ihre Pein. Viele fürchteten es nicht mehr auszuhalten und durchzudrehen, und manch einem geschah das auch.
Als der Druck am größten war, geschah etwas Erstaunliches: Krusten aus dunkler Energie um die Erde lösten sich und trieben wie Eisschollen davon, sodass an ihre Stelle das Licht trat. Kruste um Kruste der Dunkelheit brach ab und trieb davon. Immer heller wurde es um die Erde und die himmlischen Heerscharen freuten sich und jubelten, weil es so schön anzusehen war, wie die Erde erstrahlte.
Zu der Zeit erwachten gleichzeitig viele Seelen auf der Erde wie aus einem beängstigenden Traum. Es wurde ihnen auf einmal viel leichter ums Herz. Sie sahen die unfassbare Schönheit der Schöpfung und ihres Lebens, als sähen sie diese zum ersten Mal. Ihr Herz hüpfte und Tränen der Freude strömten über die Gesichter der Menschen.
Die Menschen begriffen plötzlich, wie wunderbar und schützenswert jedes Leben ist und sie ersannen viele Projekte zum Schutze der Natur und zur Hilfe für die Armen, Kranken und Leidenden dieser Erde.
Die Lichtweberinnen begriffen nun, wie wichtig ihr Tun gewesen war. Mit sanfter, unermüdlicher Kraft hatten sie es geschafft, die Felsen der Dunkelheit zu sprengen und ein neues Zeitalter einzuläuten.
Und fortan taten sie einfach weiter, was sie schon immer getan hatten: Sie liebten und sangen sanft das Lied des Lebens, welches die Kraft hatte, jedes Herz zu berühren.
(c) Helga Fischer
Ältere Geschichten der Wandlung findest du hier:
Die Entscheidung (vom 30.01.2021)
Himmel und Erde (vom 13.01.2021)
Gott (vom 18.07.2020)
Die Erde (vom 10.07.2020)
6. Februar 2021 um 21:24
Liebe Helga,
ich danke dir für diese schöne Geschichte.
Liebe Grüße
Ann-Marie
7. Februar 2021 um 15:45
Sehr gerne, liebe Ann-Marie 🙂
6. Februar 2021 um 16:25
Wunderschön 🥰
7. Februar 2021 um 15:44
Dankeschön, das freut mich! 🙂