Diese Woche habe ich ein Zitat von der buddhistischen Nonne und Schriftstellerin Pema Chödrön gelesen. Es hat bei mir eingeschlagen, als ob Pema vor mir gestanden und mir eine Antwort auf die wirren Fragen in meinem Kopf gegeben hätte:
„Let difficulty transform you. And it will.
In my experience, we just need help in learning how not to run away.“
zu Deutsch:
„Lass Schwierigkeit dich verwandeln. Und es wird geschehen.
Nach meiner Erfahrung brauchen wir einfach nur Hilfe zu lernen, wie man nicht wegläuft.“
Wow!!
Ich weiß ja nicht wie es dir geht. Aber ich spüre immer wieder mal die Tendenz, es angenehmer, entspannter – einfach schöner haben zu wollen. Und mir ist schon auch der Drahtseilakt bewusst, dass es nicht um Bequemlichkeit geht, sondern um mehr Lebenszeit für erfüllende und schöne Aktivitäten und Seinsweisen.
Ich finde das nach wie vor wichtig und erstrebenswert. Doch mich fasziniert auch der Lösungsweg, was man tun kann, wenn man gerade Hals über Kopf in Stress und Problemen steckt, sich durchkämpft und ein Ende noch nicht in Sicht ist. – Soll man da einfach sagen: „Ja, ist grad schwer, aber das Leben ist kein Ponyhof!“?
Ich ahne schon länger, dass es hier eine andere Lösung gibt. Und von Zeit zu Zeit blitzte mitten im Alltags-Chaos etwas auf wie eine von Sonnenschein erstrahlte Welt mit verrückter Freude und Vergnügtheit. Ich dachte schon, dass meine psychischen Abwehrmechanismen jetzt wohl alle Register ziehen, um es zu ertragen. Aber es fühlt sich nach echter Freude und Leichtigkeit an!
Pema Chödrön bringt es auf den Punkt:
Laufe nicht weg!
Höre auf, gegen den jetzigen schwierigen Zustand anzukämpfen. Bleibe und nimm die Schwierigkeiten als Teil deiner jetzigen Erfahrung an – mit ihrem Potential, dich zu verwandeln.
Es ist eine neugierige Haltung, die dies unterstützt: „Keine Ahnung, wie mir das helfen soll. Aber ich bin bereit zu entdecken, wie diese Probleme mich positiv verwandeln können und lasse meine bisherigen Überzeugungen darüber los.“
Es ist verrückt und widerspricht dem Verstand, der panisch kreischt: „Nein! Ich bin doch nicht verrückt! Ich suche doch nicht noch Probleme, um mir einzureden, dass sie gut für mich sind! Nix wie weg hier!“
Eine neue Erfahrung
Trotzdem funktioniert es.
In meinem verrückten, megastressigen Sekretärinnen-Job hält mich schon immer etwas fest. Sicher auch die Tatsache, dass ich die Arbeit als Co-Managerin gerne und gut mache. Doch vom Stressfaktor gesehen ist es eigentlich völlig verrückt.
Aber da kommen wir auf den Punkt: Welcher Teil in mir bewertet es als verrückt? Und welcher Teil sieht es als Herausforderung, an der ich wachsen kann? – Und in der Tat verwandeln die vielen herausfordernden Aufgabenstellungen einen ähnlich wie ein eigenes Unternehmen:
Wenn du dich darauf einlässt, wächst du daran und es verwandelt dich.
Dasselbe ist es, wenn du zum Konzert auf die Bühne steigst:
Der Stresspegel = das Adrenalin steigt dramatisch und du spürst deine Fluchttendenzen. Doch indem du dich dem stellst und es annimmst, beflügelt es dich und du bist wirklich in der Lage, dein Bestes zu geben! Und hast auch noch Spaß dabei! 🙂
Ein weiterer Aspekt
Sicher meint Pema Chödrön mit ihrem Zitat generell die Schwierigkeiten des Lebens:
Eine Liebe zerbricht, eine Krankheit belastet, liebe Menschen sterben, Ärger in der Familie usw.
Es kann sehr wertvoll sein und dich als Mensch verwandeln, mit diesen Schwierigkeiten zu sein – sie auszuhalten und durch sie hindurch zu gehen ohne davon zu laufen.
Viele Menschen berichten darüber, wie sie nach einer schweren Krankheit ein anderer Mensch waren. Oder wie sie nach einer Trennung zu neuen Ufern aufgebrochen sind, wie Probleme zu bewältigen eine Beziehung vertieft hat etc.
Die entscheidende Frage: WAS IST NUN WIRKLICH BESSER?
Was ist nach diesen Überlegungen nun also besser:
- Wer oder was nervt, belastet und schwierig ist, hinter sich zu lassen und sich etwas Schöneres zu suchen?
oder
- Schwierigkeiten anzunehmen und sich davon wirklich verwandeln zu lassen?
Auf die Gesamtheit des ganzen Lebens gesehen, ist es sicher interessanter und beglückender, sich selbst immer wieder neu zu entdecken und zu erleben. Ansonsten kann es leicht zu einem ewigen Suchen werden, bei dem man nie irgendwo ankommt, weil etwas ja immer nervt.
Ich weiß, dass der Zeitgeist auf Selbstoptimierung getrimmt ist und mit meinem Blog „einfach erfüllter leben“ bediene ich das auch noch in gewisser Weise.
Und dennoch geht es mir darum, dass erfülltes Leben nicht erlangt, sondern nur zugelassen werden kann. Es findet immer JETZT statt, in diesem Augenblick.
Das Einzige, was du tun kannst, ist dein Herz der Schönheit des Augenblicks zu öffnen – immer wieder. Und dann lasse dich beschenken von dem, was du dort findest. Auch dunkle Momente haben ihre Schönheit, worüber ich 2016 schon mal geschrieben habe.
Ich wünsche dir viel Mut, dich auf wahre Entwicklung einzulassen!
Alles Liebe
Helga