einfach erfüllter leben

Gemeinschaft

Erfüllter leben durch Gemeinschaft?

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Mein heutiger Artikel ist sehr nachdenklich und ich bin nicht sicher, inwieweit er eine Inspiration sein kann. Doch das Thema ist so stark derzeit, dass es mich nicht los lässt.

Ich bin ja immer noch überzeugt davon, dass man zusammen mit anderen so großartige Dinge erschaffen kann, wie es alleine nie möglich wäre. Nicht umsonst singe ich so gerne in Chören, weil das Gesamtkunstwerk einen vor Schönheit fast wie im Himmel fühlen lässt! 🙂

Doch seit ungefähr vier Jahren frage ich mich immer öfter, ob diese Art von Gemeinsamkeit überhaupt noch zukunftsfähig ist. Es ist ja schon so, dass man seine Individualität sowohl im Chor als auch in einer Gemeinschaft, die nur durch Mittun von Vielen funktioniert (z. B. Verein, ehrenamtliche Projekte etc.), ein Stück weit aufgibt. Und genau das ist für viele immer unattraktiver.

Dein eigenes Ding machen

Immer mehr Menschen wollen nur noch ihr eigenes Ding machen, selbständig und frei sein und möglichst oft tun, was sie wollen.
England will für sich sein, der amerikanische Präsident ist sich selbst der Nächste und dann kommt Amerika und dann nichts mehr, Katalonien will „frei“ von Spanien sein, und ich frage mich, ob ich jetzt in meinem Ortsteil hier auch die Unabhängigkeit von der Stadt anstreben sollte (nee, Spaß beiseite 😉 ).

Da neue Strömungen, wenn sie an vielen Orten auftauchen, ja einen neuen Zeitgeist anzeigen, überlege ich derzeit, was das bedeuten kann. Ich will ja immer an das Gute glauben, aber kann es bis jetzt noch nicht erkennen.

Das Negative an Gemeinschaften

Ich habe zu genüge erlebt, dass Unternehmen mit zwei Geschäftsführern nicht funktionieren, wenn die Kompetenzen nicht klar geregelt und getrennt sind. Wenn es um Geld, Macht und Selbstverwirklichung geht, ist es offenbar unmöglich, gemeinsam auf einen Nenner zu kommen.
Selbst nur ein Geschäftsführer verzweifelt manchmal daran, eine funktionierende Gemeinschaft zu erschaffen oder am Leben zu erhalten. Ich habe in den letzten 25 Jahren schon manchen desillusionierten Chef erlebt, und das verständlicherweise.

Wenn du eine Gemeinschaft führst – ob als Geschäftsführer oder allgemeines Zugpferd, musst du wissen:

  • Du bist das Zugpferd und wenn andere keine Lust mehr haben, gehen sie einfach.
  • Wenn sie sich über den Zweck der Gemeinschaft hinaus entwickelt haben und stark und sicher auf eigenen Füßen stehen, gehen sie auch. Was positiv ist, weil es auf Weiterentwicklung basiert. Und was dich dankbar macht, dass du dazu beitragen konntest.
  • Wenn sie glauben, dass sie dich nicht mehr brauchen und jetzt ihr eigenes Ding machen wollen, gehen sie. Und das ist in den allermeisten Fällen viel zu früh, weil sie eben nicht auf starken, eigenen Füßen stehen und nur die Lust überwiegt „frei“ zu sein. Und das macht dich traurig, weil deine Arbeit dann damit verpufft und weiter keine Früchte mehr trägt.
  • Von dir wird erwartet, auf sämtliche Befindlichkeiten und Begehrlichkeiten Rücksicht zu nehmen, doch nach deinem Befinden und was du brauchst, fragt keiner. (Oder fragst du dich immer mal, wie es deinem Chef/deiner Chefin in seiner/ihrer Rolle geht und was er/sie braucht?)
  • Du musst als Führerin einer Gemeinschaft deine individuellen Wünsche oft zurückstellen und die Gemeinschaft/das Unternehmen als eigenen Organismus betrachten und wahrnehmen, was es braucht, um zu wachsen und zu gedeihen. – Das ist für viele unsexy! Ich wurde sogar vor vielen Jahren mal beschimpft, ich würde ja lieber für andere arbeiten als für mich selbst.

Das Positive einer Gemeinschaft

Trotzdem ist es einfach grandios, eine Gemeinschaft zu sein:

  • Du kannst Projekte verwirklichen, wie es alleine niemals möglich wäre!
  • Du erlebst einen Zuwachs an Inspiration, weil viele Köpfe eine bunte Vielfalt an Ideen erschaffen.
  • Du hast so viel Freude, mit anderen zusammen zu wirken! Es macht viel mehr Spaß als alleine.
  • Du erschaffst Dinge, die nur möglich sind, weil viele Menschen mittun.
  • Du erlebst das große Glück, in einer Aufgabe aufzugehen und wirklich etwas zu bewegen.
  • Du kannst andere Menschen inspirieren und schöpferisch tätig sein.

Und es gibt sie immer noch, solche Gemeinschaften!
Wenngleich sie auch nicht funktionieren, wenn sie auf Geld, Macht oder Selbstverwirklichung basieren, wie vorhin schon erwähnt. Da bleiben die Menschen nur so lange dabei, wie sie einen Nutzen für sich sehen – der sich genau in Geld, Macht oder eigenem Vorankommen für sie zeigen muss.

Ich zuerst!

Wenn Landesteile sich nun abspalten wollen, Länder aus der EU austreten, Kontinente für sich sein wollen und ignorieren, dass wir gemeinsam auf nur einer Erdkugel leben, dann frage ich mich genau das:

  • Stehen sie so sehr auf eigenen, stabilen Füßen, dass es funktionieren wird?
  • Haben sie einfach keine Lust mehr?
  • Haben sie sich weiter entwickelt?
  • Wollen sie einfach nur „frei“ sein, ohne zu ahnen, dass dies auch viel mehr Verantwortung mit sich bringen wird?
  • Ist es ihnen einfach egal, wie es den anderen geht? Denken sie wirklich nur an sich?
  • Verspüren sie einfach unbändige Lust, ihr eigenes Ding zu machen, egal was daraus wird?
  • Haben sie gar kein Interesse daran, ob sie der Gemeinschaft der Menschheit damit schaden?
  • Oder ist es förderlich für die Menschheit aus einem Grund , den ich momentan noch nicht sehen und begreifen kann?

Und nun?

Ein Teil von mir hat Sorge, dass den „Abtrünnigen“ die anderen einfach wurstegal sind und wie es mit uns allen weiter geht – Hauptsache sie können ihr Ding machen und haben das Gefühl, sich von niemandem mehr etwas sagen lassen zu müssen.

Ein anderer Teil in mir hofft und hält es für möglich, dass wir eines Tages einen Sinn darin erkennen können.

Ein Teil von mir hat den Verdacht, dass gerade in unserer westlichen Industriegesellschaft dieses Denken „Ich zuerst“ vorrangig ist.
Fakt ist auch, dass Gemeinschaft dann funktionieren kann, wenn man aufeinander angewiesen ist. Doch wollen wir das überhaupt?

Ich suche nach Antworten. – Vielleicht hast du welche?

Mit überaus philosophischen Grüßen
und den besten Wünschen

Helga

 

Autor: Helga Fischer

Hi, ich bin Helga. Ich schreibe und singe, inspiriere und berühre.

2 Kommentare

  1. Hallo Helga!
    Nur so mal kurz angedacht:
    Wenn jemand freiwillig in einer Gemeinschaft ist und für sich und die anderen dort etwas tun kann, dann ist es ja für alle (in dieser Gemeinschaft) förderlich. Wenn aber jemand einer Gemeinschaft angehören soll/muss mit der ihn nicht viel verbindet, dann wird er sich da nicht mehr als unbedingt notwendig (wenn überhaupt) einbringen. Ist das nicht in so „Gemeinschaften“ wie z.B. der EU auch der Fall? Dass da mehr oder weniger „von oben runter“ die „Ansager“ dieser Gemeinschaft was „verordnen“ und alle sollen gefälligst das „abnicken“ und ihrs einbringen? Wenn solche Gemeinschaften zerfallen, dann sehe ich das als notwendig an. Denn wenn Dich jemand zwingen würde, plötzlich nur Kampflieder zu singen, nur weil Du eben gut singen kannst und der Chor unter einem anderen Leiter eben nur als Armeechor mit Kampfliedern auftritt (blödes Beispiel aber ich hoffe, Du verstehst was ich sagen will) dann wäre Dir das ja auch zuwider und Du würdest Dir einen Chor suchen, wo Du viel besser aufgehoben wärst. Warum sollst Du Dich total verbiegen? Nur der Gemeinschaft wegen? Damit der Chor nicht zerbricht? Ein sehr hoher Preis. Für Dich.
    Also müsssen meiner Meinung nach viele Gemeinschaften zwangsläufig zerbrechen. Wenn nicht mehr alle das gleiche gemeinsame Ziel haben. Vielleicht hatten sie es am Anfang. Und es ist durch „Personalwechsel“ oder Kompetenzgerangel irgendwo verloren gegangen. Da werden sich erst mal viele abspalten um dann (sicher) irgendwelche anderen Gemeinschaften zu bilden.
    Dass sich die ganze Welt in lauter Individualisten aufteilt, glaube ich nicht. Es ist nur alles im Wandel. Und das zeigt sich im Kleinen (der Freundeskreis verändert sich, wenn man sich selbst verändert) wie im Großen, in der Politik. Es wird meiner Meinung nach immer Gemeinschaften geben. Schon deshalb, weil der Mensch ein „Herdentier“ ist. :-)))
    Das schließt auch Gemeinschaften von Kriegstreibern und Gemeinschaften von Kriegsgegnern nicht aus. Die treffen dann hoffentlich nicht kriegerisch aufeinander.
    Oder Gemeinschaften von „Informationsverdrehern“.
    Regina.

    • Liebe Regina,
      danke für deine ausführliche Nachricht. Ja, ich verstehe, was du sagen willst. Und niemand soll sich verbiegen müssen. Ich finde die Grenze zwischen Egoismus und sich nicht verbiegen wollen jedoch manchmal sehr schmal. In deinem krassen Beispiel mit dem Chor wäre es jedoch eindeutig. 🙂
      „Wenn solche Gemeinschaften zerfallen, dann sehe ich das als notwendig an.“, schreibst du. Das finde ich eine interessante Sichtweise. Alles ist im Wandel und ich wüsste gerne den Sinn dahinter… Es bleibt nur – wie so oft – zu vertrauen.
      Liebe Grüße
      Helga

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