„Du bist ja ziemlich spirituell unterwegs“, meinte vor einiger Zeit eine Mitsängerin im Chor zu mir, als wir gerade bei einer Bierprobe im Brauhaus saßen. Durch Facebook hatte sie so einiges von mir mitbekommen, weil ich mich mittlerweile nicht mehr zurückhalte und meine Gedanken mitteile.
Ich stutzte kurz und sagte dann: „Ja, das stimmt. So sieht meine Welt aus und so ist mein Leben. Ich kann gar nicht anders leben.“
Doch es gab auch Zeiten früher in meinen Sturm- und Drang-Jahren, da war Leben ein ständiger Kampf und eine Jagd nach Befriedigung, Aufregung und Glück. Irgendwie suchte ich immer danach, mich gut zu fühlen und wusste doch nicht, wie ich es erreichen konnte, denn es war mehr Zufall, wenn ich für eine kurze Zeitspanne ausgeglichen und zufrieden war.
Seit ich mich dann mit Mitte Zwanzig konsequent auf den spirituellen Weg begab, glätteten sich die stürmischen Wogen immer mehr. Ich begriff, wann sie aufgewühlt waren und wann sie ruhig dahinrollten. Ich verstand, wie ich das Meer meiner Gefühle zu einem Ozean des Friedens und der Zufriedenheit verwandeln konnte. Und wenn Sturm anhob, so konnte ich auch einfach mal zuschauen und das Spektakel genießen.
Doch was ist Spiritualität überhaupt?
Spiritualität (von lat. spiritus ,Geist, Hauch‘ bzw. spiro ,ich atme‘ – wie altgriechisch ψύχω bzw. ψυχή, siehe Psyche) bedeutet im weitesten Sinne „Geistigkeit“ und bezeichnet eine auf Geistiges aller Art oder im engeren Sinn auf Geistliches in spezifisch religiösem Sinn ausgerichtete Haltung.
Für mich heißt es einfach, dass ich akzeptiere, dass es neben meinem Körper auch meinen Geist und meine Seele gibt – dieses faszinierende Bewusstsein, was denken und wahrnehmen, analysieren und mitteilen kann, und was sich mit anderem Bewusstsein verbinden kann.
Und es bedeutet für mich auch, dass alles, was ist, auch Bewusstsein hat – mitunter anders als meines, aber eben auch von diesem „Geist und Hauch“ durchdrungen. Ich nenne diesen Geist auch einfach gerne „Gott“.
Dein Leben wird so viel einfacher, wenn du den Geist hinein lässt.
Wenn du mit Geist durch den Tag gehst, hat das enorm viele positive Auswirkungen, die dein Leben leichter machen. Geist kannst du auch gleichsetzen mit Wachsamkeit, Bewusstheit, Begeisterung, Offenheit, Achtsamkeit und Tiefe.
Die Auswirkungen und damit Vorteile für dein Leben liegen auf der Hand:
- Du nimmst viel mehr Schönes wahr, an dem du sonst achtlos vorbei gegangen wärst.
- Du reagierst nicht mehr blind und emotional, sondern hast mehr Bewusstheit und damit einen kleinen Abstand zu den Stürmen des Alltags.
- Du kannst mit Krankheit, Veränderungen und Schicksalsschlägen leichter umgehen und sie gut und schneller überwinden, weil du weniger verdrängst und mehr hinsiehst und zulässt, wodurch Heilung geschehen kann.
- Dein Glaube daran, dass es etwas gibt, was dich mit deinem Befinden und deinen Alltagssorgen übersteigt, schenkt dir mehr Freude und Gelassenheit.
- Dass du auch die Dimension der Seele in deinem Leben zu Wort kommen lässt, macht dich zufriedener, weil du dich vollständiger fühlst und Entscheidungen umfassender treffen kannst.
- Du wirst ein innerlich freier und unabhängiger Mensch, weil dein Glück von Innen kommt und damit unabhängig von äußeren Umständen wird.
- Dein Umgang mit anderen Menschen wird beglückender und bereichernder, da du auch in ihnen das Bewusstsein wahrnehmen kannst.
- Auch wenn du weißt, dass auch deinem Leben der Tod eines Tages ein Ende setzen wird, beeinträchtigt es dich nicht, sondern im Gegenteil: Du lebst noch viel intensiver, kostest dieses wunderschöne, verrückte Leben aus und gehst eher Risiken ein.
Letztlich kommst du auf einen Weg, in dem es nicht mehr wichtig ist, wer du bist und was du hast, sondern wie stark du mit dem Geist / mit Gott verbunden bist und dies als die Quelle deines Lebens begreifst.
Je mehr du aus dieser Quelle trinkst und je mehr du davon an andere weitergeben kannst, desto mehr Sinn und Glück empfindest du.
Dieser Geist berührt dein Herz und macht es immer weiter. Diese Liebe zu leben, wird zu deinem wichtigsten Anliegen.
Und alles andere, was die Welt von dir verlangt, formiert sich in diesem Strom der Freude, der dir Richtung gibt und dir den Weg weist.
Und trotz allem bist du Mensch
Und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen bist du Mensch und erlebst alle Höhen und Tiefen – intensiver als zuvor. Und das Leben verliert seine Schrecken und du merkst, dass alles Gelegenheiten sind, noch bewusster zu werden und dein Herz noch mehr zu öffnen.
Auch Schmerz wird dann zu einer Gelegenheit, die Liebe zu leben. Und Glück wird zu einem Rausch tiefer Freude.
Also, wenn das nicht Gründe genug sind, sich oft mit Geist und Seele zu beschäftigen, weiß ich nicht! 🙂
Falls du dich jetzt fragst, wie das gehen soll und woher du die Zeit nehmen sollst:
Auch hier ist es mehr eine Frage der Bewusstheit als der Zeit.
- Morgens nach dem Aufstehen sich drei Minuten zu nehmen und ein Gebet aus dem Herzen zu sprechen, ist schon ein guter Anfang.
- Immer wieder tagsüber tief in den Bauch zu atmen, hilft sehr, dich mit deinem Geist (Hauch) zu verbinden.
- Deine Seele mit Schönheit (Natur, Kunst) zu nähren, bringt dich ihr näher.
- Und es gibt viele weitere Möglichkeiten. Sei kreativ!
Dein Glaube daran, dass es eine Welt des Geistes gibt, öffnet dir diese Welt.
Ich wünsche dir viel Lust und Freude beim Entdecken!
23. August 2017 um 11:02
Wenn auch etwas spät, so hab DANK für diese beglückenden und schönen Worte zur Spiritualität im Leben.
24. August 2017 um 21:41
Gerne 🙂